Kurs wieder aufgenommen

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„Da alles im Leben seinen Sinn
hat, ist dieser Blog kein Zufall.“

Als unsere Idee zu diesem Blog entstand, war ich – wie es so schön heißt – Feuer und Flamme. So viele Geschichten liegen am Weg – beruflich wie privat. Erinnerungen an viele Reisen und Kulturerlebnisse wurden bei den Vorbereitungen zu kultourbunt wach. Meine Erkenntnis: Das ist alles kein Zufall.

 

„Wir nehmen Bilder nicht mit unseren Kameras auf,
sondern mit unserem Herz und unserem Verstand.“
Arnold Newman, Fotograf, 1918 – 2006

Wiesbaden, Neroberg: Russisch-Orthodoxe Kirche.
Wiesbaden, Neroberg: Russisch-Orthodoxe Kirche. © Uwe von Schirp

Manche Bilder ruhen sortiert in stabilen Boxen, manche als Schnappschüsse der Erinnerung –  abrufbar, wenn ich die Augen schließe: die goldenen Zwiebelhauben der Russisch-Orthodoxen Kirche in Wiesbaden, der glühend-gelbe Sand auf dem Weg vor Schloss Herrenchiemsee, Arkaden rund um den größten deutschen Markplatz in Freudenstadt, güldener Barock unter dem strahlenden Weiß der Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen. Puh, mal unter uns: Bisschen viel für ein Kind – im Urlaub mit Eltern und Großeltern? Nein: Schlimm war es wirklich nicht, auch kein Kulturschock.

Gut, die Urlaubsgrüße der Verwandtschaft vom strahlend blauen Himmel über dem Strand von Grömitz oder der Freunde von der Costa Brava machten durchaus Appetit auf Sonne, Sand und Meer. Unsere Ziele lagen eher im Süden des Ruhrgebiets: Schwarzwald, Oberbayern, Taunus, Mosel, Spessart.

 

Verbrannt am Strand

Gerade zehn Jahre alt, zumindest der Versuch von Sonne und Sand. Waging am See, eher unspektakulär im Chiemgau gelegen, hatte einen Strand. Und zack, nach zwei Tagen war es passiert: Sonnenbrand. Die verbleibenden zwei Wochen dann doch besser Salzburg, St. Bartholomä oder Reit im Winkel.

Historische Stadtkerne: Türme, Kirchen, Monumente. 1975, Urlaub an der Mosel. Klar, Trier, Deutschlands älteste Stadt: Porta Nigra, Kaiserthermen, Konstantin-Basilika. Haften blieb dann aber Bernkastel-Kues, besser: Bernkastel, der südliche Teil der Doppelstadt. Trotz mörderischer Hitze: Fachwerkhäuser, enge Gassen, Inschriften – ein Hauch von Romantik ja, aber auch Geschichte. Und Geschichten.

 

Früh-„Werk“ entsorgt

Zuhause lag ein unbenutztes Schulheft: Ich schrieb eine fiktive Geschichte, Schauplatz Bernkastel, ein irgendwann entsorgtes, unvollendetes „Werk“ – noch zwei Jahre vor den journalistischen Wurzeln bei „N.i.p.“, unserer Schülerzeitung.

Kultur also, von Kindesbeinen an. Ja. Kultur und Reisen!

 

„Die beste Bildung findet ein gescheiter Mensch auf Reisen.“
Johann Wolfgang von Goethe, deutscher Dichter der Klassik, 1749 – 1832

Goethe ja, aber nicht Italien. Nein, Frankreich! Von der Jugend an über Jahre bevorzugtes Reiseziel, Französisch als zweite Fremdsprache, freundschaftliche Verbindungen nach der ersten Jugendfreizeit. Land und Leute kennen-, die Sprache erlernen. Okay: Schulfranzösisch gehe anders, kritisierte mein Lehrer nach drei Wochen Sommerurlaub. Aber, mal ehrlich: War das wirklich wichtig?

 

Savoir vivre

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Die kleine Eglise Ste. Radegonde in Talmont. Foto: CC0 Public Domain

Damaliger Sehnsuchtsort und Refugium: ein kleines Dorf in der Charente-Maritime. Strände, Steilküste, Sonne. Ja, tatsächlich Strandurlaub: Relaxen unter südlichem Himmel, Volleyball, Abkühlung in den Fluten des Atlantik. Savoir vivre! Nicht ohne Kultur: Grotten, die kleine romanische Kirche von Talmont, Notre Dame de Royan, La Rochelle und – vor allem – die kleineren und größeren Städte und Ortschaften entlang des Camino im Landesinneren. Zeugnisse der Kultur und Spiritualität auf der historischen Route nach Santiago de Compostella.

 

„Wer die Enge seiner Heimat begreifen will, der reise.
Wer die Enge seiner Zeit ermessen will, studiere Geschichte.“
Kurt Tucholsky, deutscher Journalist und Schriftsteller, 1890 – 1935

Ich hatte verstanden. Gerade „in Arbeit und Brot“, die erste und bislang einzige Fernreise. Kanada, Ontario, vier Wochen, im Wohnmobil 6.500 Kilometer nördlich der großen Seen, zwei Tage Toronto, ein Abstecher zu den Niagarafällen. Nationalparks, unendliche Weite, unberührte Natur.

 

Natives und Mennoniten

Pow Wow.
Kanada: Pow Wow. Foto: CC0 Public Domain

Tanken am Highway, die nächsten Städte 100 Kilometer im Westen, 180 gen Osten. An der Kasse ein Native, draußen warten die Mitreisenden, blicken fragend in die Station. Gastfreundschaft, Neugierde, ein kurzer kultureller Austausch. Manitoulin-Island, die Heimat der Ojibwa-Indianer, St Jacobs im Waterloo Country als Zentrum der Old-Order-Mennoniten – die Geschichte schien still zu stehen. Geschichten über Geschichten: zu viele für eine Reportage auf zwei Zeitungsseiten.

Die deutsche Einheit, 1989/90: der Hammer! Wenn Tucholski von Weite und Enge spricht, meinte er – quasi prophetisch – etwa das? Februar 1990, Schwerin: auf dem Schlossplatz Zelte von Versicherern und Discountern – Antipoden von Kultur und Kommerz, der Kulturpalast nur noch Kulisse vor (und nicht hinter) heruntergekommenen Gassen. Im Sommer Berlin: Lose Bauzäune ersetzen die geöffnete Mauer. Durchschlupf und Spurensuche.

 

Zurück zu den Wurzeln

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Dresden: Frauenkirche und Neumarkt. © Uwe von Schirp

1993 Urlaub auf Usedom, ein Jahr später beruflich in Dresden: deutsch-deutscher Austausch, Lebensgeschichten, Kulturtransfer. Eine Herausforderung. Aber auch: Entdeckerland – für Jahre. Weimar, Wartburg, Spreewald, Sächsische Schweiz, Potsdam, Meißen… Und. Und. Und.

 

Der Norden – während des Studiums fast meine zweite Heimat: Hamburg, Holstein, Lübeck, Lüneburg, Dänemark. Der Kurs ging ursprünglich noch weiter nordwärts. Lebens- und Reisewege führten dann über lange Jahre in andere Himmelsrichtungen, was blieb, war die Wertschätzung gegenüber Land und Leuten.

 

„Alte Liebe rostet nicht.“
Klaus Klages, Alltagsphilosoph, *1938

Konsequenz: Es war dringend geboten, mal „nach dem Rechten“ zu schauen. Und es war das Gefühl, nach Hause zu kommen. Klar, die Gesichter der Städte und das Landschaftsbild haben sich geändert. Die Weite der Landschaft, das Maritime – „steife Brise“ eingeschlossen – und der hanseatische Charme nicht.

Als ich Katrin kennenlernte, entdeckten wir schnell unsere gemeinsame Leidenschaft für Kultur, Reisen und das Schreiben. Die Idee zu diesem Blog entstand.

Tor zur Welt

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Hamburg: Landungsbrücken. © Uwe von Schirp

Ich bin der Überzeugung, dass alles im Leben einen Sinn hat und – bei genauerem Hinsehen – auch Sinn macht. Wenn mit dem Beginn meines neuen Lebensabschnitts, der Weg zurück in den Norden geführt hat, ist das ergo kein Zufall. Der journalistische Teil meines bureaus liefert die Geschichten von Kultur und Reise – die Episoden hier inklusive. Was aus Studienzeiten geblieben ist, sind Kladde und Block. Und meine unbändige Lust darauf, die Geschichten zu notieren, die am Wege liegen.

Mein erster Themen-Beitrag in diesem Blog handelt – nicht zufällig – am Ort meiner „alten Liebe“ und dort – ja, durchaus sinnbildlich –  am „Tor zur Welt“: Hamburg, Alter Elbtunnel. Hier startet meine kultourbunte Reise. Wenn ihr Lust und Neugierde habt, kommt mit! Oder – wie es bei einem Sozialen Medium heißt: folgt uns. Wir freuen uns darauf.

 

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