„Roadtrip Reformation“

Brotjob, Kultur und Ferien – passt nicht? Passt doch. Notwendiges Übel oder Mehrwert? Letzteres! Als mich Katrin auf die Bloggerparade „Mein Sommer: zwischen Brotjob, Kultur und Ferien“ hinwies, musste ich schmunzeln. „Mein Ding“, war der erste Gedanke. Denn genau das prägte diesen Sommer.

„Mein Sommer: Zwischen Brotjob, Kultur und Ferien“

Blogparade

Jetzt: Wo ich morgens beim Schellen des Weckers feststelle, dass es noch dämmerig ist; wo ich abends am Schreibtisch schon früh die Lampe einschalten muss; wo ich erste Anzeichen des Herbstes an den Blättern der Bäume und in der Luft verspüre. „Mein Sommer 2017 zwischen Brotjob, Kultur und Ferien“ neigt sich also dem Ende. Und – um das vorauszuschicken: Er war spannend und erlebnisreich.

Schon seit zwei Jahren bin ich als freiberuflicher Journalist am Thema Reformationsjubiläum dran: mit Berichten über die Welturaufführung des Luther-Oratoriums oder den „kleinen Bruder Martin“ als Playmo-Figur im Radio etwa. Im Fokus aber vor allem: Mitteldeutschland – das Kernland der Reformation.

Neun freie Tage

Bei zwei Besuchen der Internationalen Tourismus Börse (ITB), 2015 und 2016, machte ich mir ein Bild von den Vorbereitungen und Planungen für den Reformationssommer 2017. Im Herbst vergangenen Jahres nahm ich an einer Pressereise der Thüringer Tourismus GmbH teil: vier Tage, vier Städte, ein dichtes Programm mit spannenden O-Tönen, hunderten Fotos, Appetit machenden Eindrücken. Im Frühsommer bekam ich den Auftrag zu einer Hörfunkserie über „Orte der Reformation“.

Schon 2015 warben die mitteldeutschen Bundesländer – wie hier Sachsen-Anhalt – für das Reformationsjahr. © Foto: Uwe von Schirp

Thüringen alleine reichte natürlich nicht. Sachsen-Anhalt und Sachsen fehlten noch – meine Kurzreiseziele und das Zeitfenster waren also vorgegeben. Aber da waren ja noch die „großen Ferien“ – mit maximal neun (freien) Tagen. Daraus entstand die Idee eines „Roadtrips Reformation“ – anstelle von Wandern, Radeln oder Faulenzen.

 

Blog ergänzt Radio

Torgau, Wittenberg, Eisleben, Mühlhausen und die Wartburg waren die Stationen unseres Roadtrips. Neue – noch fehlende – Ziele ebenso wie Mühlhausen und die Wartburg: ein Update mit (Sonder-)Ausstellungen. Wenige Telefonate reichten, um die Tour vorzubereiten und damit Brotjob, Kultur und Urlaub zu verbinden.

Schon mit dem Start der Serie und den parallel laufenden Reisevorbereitungen entstand die Idee, die auf 2:30 Minuten begrenzten Radiobeiträge durch den Blog zu begleiten. Ein crossmediales Projekt in zunächst acht Folgen – von denen, Stand heute, sieben gesendet und sechs geblogt sind. Mein „Roadtrip Reformation“ – in umgekehrter Reihenfolge: Urlaub, Kultur und – auch – Brotjob.

 

 

Der Kreuzgang im Erfurter Augustinerkloster. © Foto: Uwe von Schirp

A-B-C: Augustiner – Burse – Collegium

Erfurt: Hier studierte Martin Luther zunächst die „sieben freien Künste“, trat 1505 dann ins Kloster der Augustiner-Minoriten ein. Der Stadtbummel mit Matthias Gose führt in das ehemalige Kloster, Luthers Studentenwohnheim in der Burse, aber auch zur Lutherstiege an der Krämerbrücke und zum Dom. Hier empfing Luther 1507 die Priesterweihe.

 

Das Lutherhaus in Eisenach. © Foto: Uwe von Schirp

„Flugs und fröhlich geschlafen“

Eisenach – Altstadt: Luther war mehrfach hier. Zunächst ab 1498 als Besucher der Lateinschule. Unterkommen sollte er bei Familie Hutter, dem Küsterehepaar der Nikolaikirche. Verwandtschaft. Ein Trugschluss. Er kommt schließlich bei der wohlhabenden Familie Cotta unter. Deren Wohnhaus zählt heute zu den ältesten Fachwerkbauten Thüringens und ist das „Lutherhaus“. Nicht weit entfernt, in der Georgenkirche, sang Luther als Schüler in der Kurrende. Später predigte er hier: auf seinem Weg zum Reichstag nach Worms und auf dem Rückweg vor dem Versteck auf der Wartburg.

 

Luthers Geburtshaus in Eisleben. © Foto: Uwe von Schirp

Alpha und Omega – Anfang und Ende

Eisleben: Luthers Geburts- und Sterbeort. Gleich zwei Gedenkstätten, seine Taufkirche und – gegenüber dem Sterbehaus – seine letzte Predigtstätte. Spuren auch vor der Stadt: an der „kalten Stelle“ etwa. Hier in Unterrißdorf erlitt der Reformator 1546 auf seiner letzten Reise eine Herzattacke. Fast minutiös die Schilderung der letzten Tage im Leben Luthers in seinem Sterbehaus: zu viel eines Kultes.

Das bekannte Frauentor an der inneren Stadtmauer in Mühlhausen. © Foto: Uwe von Schirp

Mühlhausen und Müntzer

Mühlhausen. Hier war Luther gar nie – obwohl die Stadt an einem der hunderte Kilometer langen Lutherwege liegt. Die Wege durch Mitteldeutschland verbinden vielmehr Orte der Reformation. Und das war Mühlhausen – die Stadt Thomas Müntzers. Zunächst Weggefährte waren Luther und der radikale Reformator später Gegenspieler. Fünf Tipps für einen reformatorischen Stadtbummel ergänzen einen Beitrag vom Jahresbeginn.

Das Panorama-Museum auf dem Schlachtberg in Frankenhausen. © Foto: Panorama Museum Bad Frankenhausen

Schlachtberg mit Monumentalwerk

Bad Frankenhausen. Von Mühlhausen zog Müntzer 1525 mit einem „Haufen“ Mühlhäuser in den Bauernkrieg. Auf dem Weißen Berg bei Frankenhausen fand ein blutiges Gemetzel statt. 6.000 Bauern ließen ihr Leben. Heute heißt der Berg Schlachtberg, der Weg hinauf Blutrinne. Und oben, im östlichen Kyffhäuser erhebt sich – einer Wagenburg gleich – ein zylindrisches Bauwerk: das Panorama Museum. Darin ein Monumentalgemälde des Leipziger Künstlers „Frühbürgerliche Revolution in Deutschland“ heißt es – und zeigt mehr als nur die blutige Schlacht. Ein „Welttheater“ im Stil der Renaissance, das eine ganze Epoche darstellt.

Ein nationales Denkmal: die Wartburg. © Foto: Uwe von Schirp

„Junker Jörgs“ Kavaliersgefängnis

Eisenach – Wartburg: Getarnt als „Junker Jörg“, übersetzte Luther hier 1521/22 das Neue Testament ins Deutsche. 300 Jahre vorher lebte auf der Burg Elisabeth von Thüringen – die später heilig Gesprochene. Und im 19. Jahrhundert fanden hoch über Eisenach die Feste der Burschenschaften statt. Zweifelsohne ist die Wartburg so etwas wie ein Nationaldenkmal – und seit 1999 auch Weltkulturerbe.

Routenplaner

Zwei weitere Stationen unseres Roadtrips Reformation liegen noch vor uns: Torgau und Wittenberg.

Torgau – ein Zentrum der Reformation: Ein kleines Museum (li.) erinnert an Spalatin und Georg Walter. Fast unscheinbar ist die Tür zur Schlosskapelle (Mi.). In Torgau verstarb Katharina Luther. In dem Gebäude ist heute eine Gedenkstätte (re.) © Foto: Uwe von Schirp

Stadt der Katharina Luther

Torgau gilt als politisches Zentrum der Reformation. Hier residierten die Kurfürsten. Friedrich der Weise ließ im Schloss eine Kapelle nach den Ideen Luthers bauen. Georg Spalatin war der Mittelsmann zwischen Luther und Friedrich. Seit dem Frühsommer erinnert ein Museum an ihn und an den Kantor Johann Walter, der in Torgau das erste evangelische Kirchengesangbuch herausgab.

Nicht zuletzt ist die Renaissancestadt an der Elbe aber die Stadt der Katharina von Bora. Ein Torgauer Ratsherr half ihr 1515 bei ihrer Flucht aus dem Kloster Nimbschen. Und nach Torgau floh 1552 Katharina Luther vor der Pest in Wittenberg. Vor den Toren der Stadt verunglückte sie und verstarb wenig im Haus der heutigen Gedenkstätte an den Folgen.

 

Im ehemaligen Augustiner-Kloster lebte Martin Luther mit seiner Familie in Wittenberg (li.). Mit dem Thesenanschlag an die Tür der Schlosskirche (re.) begann die Reformation. © Foto: Uwe von Schirp

Beginn der Reformation

Wittenberg steht für den Beginn der Reformation. 1517 schlug Luther seine 99 Thesen gegen den Ablasshandel an die Tür der Schlosskirche. Hier lebte er im ehemaligen Kloster der Augustiner Minoriten, lehrte an der Universität und predigte in der Stadtkirche.

In Wittenberg finden wir weitere Spuren: von Luthers Weggefährten Philipp Melanchton und von Lukas Cranach. Cranachs Bilderdrucke gelten als Meilenstein in der Mediengeschichte. Ihre hohe und schnelle Verbreitung trug dazu bei, dass die Protagonisten und Ideen der Reformation in der Bevölkerung bekannt wurden.


Hinweis: Die Ortsmarken verlinken die einzelnen Blogbeiträge. Darin sind – als Podcasts – auch die zugehörigen Radiobeiträge zu hören.


Dieser Text gehört zur Bloparade `Mein Sommer: Zwischen Brotjob, Kultur und Ferien´. Kulturmacher*innen und Kulturschreiber*innen, die sich dieser Aktion anschließen wollen, finden die Teilnahmebedingungen unter https://kulturblogclub.wordpress.com/2017/06/21/einladung-aktion-sommer-zwischen-brotjob-kultur-ferien/

 

 

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